Bosnisch-Muslimische Gemeinschaft Leipzig

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© Benjamin Jenak, lilazwei GmbH / SLpB

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Für Mirza Mujović, den Vorsitzenden der Leipziger Gemeinde, gehören Sprache und Kultur zusammen. Die gemeinsame Sprache Bosnisch verbindet die Gemeindemitglieder. Sie möchten ihre Sprache und kulturellen Gepflogenheiten an die nĂ€chste Generation weitergeben. Imam Dzavid Preljević, der Gelehrte der Leipziger Gemeinde, ist für die religiösen, familiĂ€ren sowie sozialen Belange der Gemeindemitglieder zustĂ€ndig und schĂ€tzt die kulturellen Traditionen Bosniens. 

Das spiegelt sich auch in den Speisen wider, die seine Frau und er ihren GĂ€sten anbieten: Ćevapčići, Ovčavina, Schmand und Pogačići, das selbstgebackene Brot. Fleisch wird in den türkischen Metzgereien (halal) gekauft. Das Freitagsgebet findet in der Moschee statt. Sie ist eingerichtet im Erdgeschoss eines Wohnhauses im Leipziger Westen, nach außen unsichtbar.

Muslime in Sachsen

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Seit der Zeit der Kreuzzüge (12. Jahrhundert) bestanden Beziehungen zwischen dem Vorderen Orient und dem Gebiet des heutigen Sachsen. Die Neugier auf „orientalische” Architektur und Kultur war auch spĂ€ter groß. Aber erst seit der Gründung der DDR kamen in nennenswerter Anzahl Menschen muslimischen Glaubens als Geflüchtete (zum Beispiel aus Algerien), ArbeitskrĂ€fte und Studierende nach Sachsen. Nach der Friedlichen Revolution setzte ein Zuzug vor allem aus dem Gebiet der alten Bundesrepublik und Bosnien-Herzegowina ein. 

Heute leben etwa 30.000 Menschen muslimischen Glaubens und unterschiedlichster Herkunft im Freistaat Sachsen. Sie haben Moscheen für das gemeinsame Gebet. In Leipzig auf dem Ostfriedhof gibt es auch die Möglichkeit zu islamischen Bestattungen. Für die bosnischen Muslime, die Bosniaken, bedeuteten die Balkankriege der 1990er Jahre eine schwerwiegende ZĂ€sur. Religion wurde nach dem Zerfall Jugoslawiens wieder zum IdentitĂ€tsmerkmal. Die Spannungen zwischen orthodoxen Serben, katholischen Kroaten und muslimischen Bosniern entluden sich gewaltsam. Zwischen 1992 und 1995 kam es zu Massakern an tausenden Bosniaken. Viele Überlebende verließen Bosnien. 

Das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken in Leipzig e.V. wurde im Jahr 2012 von etwa 80 Familien gegründet. Die Gemeinde mit etwa 100 offiziellen Mitgliedern und vielen weiteren GlĂ€ubigen aus Bosnien, Albanien und Serbien (SandĆŸak) weitete sich nach Sachsen-Anhalt aus. Im Jahr 2017 schloss sich die Gemeinde formell der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland an. Religionsunterricht wird in der Sonntagsschule der Gemeinde angeboten. Neben den Festen finden auch Dialogforen für Erwachsene, Aktionen für Kinder und Bosnisch-Sprachkurse in der Moschee statt.

Islam

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Die Bosniaken reprĂ€sentieren den europĂ€ischen Islam. Sie sind Teil der Glaubensgemeinschaft der Sunniten. Diese Ausrichtung stellt mit ca. 85% aller Muslime die Mehrheit der islamischen GlĂ€ubigen. Sie alle eint der Glaube an einen allumfassenden Schöpfergott, Allah. Die wichtigste Grundlage des religiösen Lebens bildet der Koran. Der ErzĂ€hlung nach wurde der Text dieser heiligen Schrift dem aus Mekka (Saudi-Arabien) stammenden Kaufmann Mohammed im 7. Jahrhundert wörtlich von Allah übermittelt. 

Die religiöse Praxis aller Muslime liegt in fünf verpflichtenden Handlungen: Im Glaubensbekenntnis (Schahada) bekennen sich die GlĂ€ubigen zu ihrem einzigen Gott und erkennen Mohammed als seinen Gesandten an. Alle GlĂ€ubigen verrichten fünfmal am Tag ihr Gebet (Salat). Jeder GlĂ€ubige zahlt Abgaben an Bedürftige (Zakat). Der neunte Monat des islamischen Kalenders (Ramadan) ist für alle Muslime Fastenzeit (Saum). Und alle GlĂ€ubigen sollten mindestens einmal im Leben nach Mekka pilgern (Haddsch).

Neugierig?

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Hier können Sie der Gemeinde begegnen.

Hier erfahren Sie mehrÂ ĂŒber die bosniakische Glaubensgemeinschaft.

Und hier gibt es Hinweise fĂŒr die Gestaltung von Bildungsszenarien.