FuÌr Mirza MujoviÄ, den Vorsitzenden der Leipziger Gemeinde, gehören Sprache und Kultur zusammen. Die gemeinsame Sprache Bosnisch verbindet die Gemeindemitglieder. Sie möchten ihre Sprache und kulturellen Gepflogenheiten an die nĂ€chste Generation weitergeben. Imam Dzavid PreljeviÄ, der Gelehrte der Leipziger Gemeinde, ist fuÌr die religiösen, familiĂ€ren sowie sozialen Belange der Gemeindemitglieder zustĂ€ndig und schĂ€tzt die kulturellen Traditionen Bosniens.Â
Das spiegelt sich auch in den Speisen wider, die seine Frau und er ihren GĂ€sten anbieten: ÄevapÄiÄi, OvÄavina, Schmand und PogaÄiÄi, das selbstgebackene Brot. Fleisch wird in den tuÌrkischen Metzgereien (halal) gekauft. Das Freitagsgebet findet in der Moschee statt. Sie ist eingerichtet im Erdgeschoss eines Wohnhauses im Leipziger Westen, nach auĂen unsichtbar.
Muslime in Sachsen
Seit der Zeit der KreuzzuÌge (12. Jahrhundert) bestanden Beziehungen zwischen dem Vorderen Orient und dem Gebiet des heutigen Sachsen. Die Neugier auf âorientalischeâ Architektur und Kultur war auch spĂ€ter groĂ. Aber erst seit der GruÌndung der DDR kamen in nennenswerter Anzahl Menschen muslimischen Glaubens als GefluÌchtete (zum Beispiel aus Algerien), ArbeitskrĂ€fte und Studierende nach Sachsen. Nach der Friedlichen Revolution setzte ein Zuzug vor allem aus dem Gebiet der alten Bundesrepublik und Bosnien-Herzegowina ein.Â
Heute leben etwa 30.000 Menschen muslimischen Glaubens und unterschiedlichster Herkunft im Freistaat Sachsen. Sie haben Moscheen fuÌr das gemeinsame Gebet. In Leipzig auf dem Ostfriedhof gibt es auch die Möglichkeit zu islamischen Bestattungen. FuÌr die bosnischen Muslime, die Bosniaken, bedeuteten die Balkankriege der 1990er Jahre eine schwerwiegende ZĂ€sur. Religion wurde nach dem Zerfall Jugoslawiens wieder zum IdentitĂ€tsmerkmal. Die Spannungen zwischen orthodoxen Serben, katholischen Kroaten und muslimischen Bosniern entluden sich gewaltsam. Zwischen 1992 und 1995 kam es zu Massakern an tausenden Bosniaken. Viele Ăberlebende verlieĂen Bosnien.Â
Das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken in Leipzig e.V. wurde im Jahr 2012 von etwa 80 Familien gegruÌndet. Die Gemeinde mit etwa 100 offiziellen Mitgliedern und vielen weiteren GlĂ€ubigen aus Bosnien, Albanien und Serbien (SandĆŸak) weitete sich nach Sachsen-Anhalt aus. Im Jahr 2017 schloss sich die Gemeinde formell der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland an. Religionsunterricht wird in der Sonntagsschule der Gemeinde angeboten. Neben den Festen finden auch Dialogforen fuÌr Erwachsene, Aktionen fuÌr Kinder und Bosnisch-Sprachkurse in der Moschee statt.
Islam
Die Bosniaken reprĂ€sentieren den europĂ€ischen Islam. Sie sind Teil der Glaubensgemeinschaft der Sunniten. Diese Ausrichtung stellt mit ca. 85% aller Muslime die Mehrheit der islamischen GlĂ€ubigen. Sie alle eint der Glaube an einen allumfassenden Schöpfergott, Allah. Die wichtigste Grundlage des religiösen Lebens bildet der Koran. Der ErzĂ€hlung nach wurde der Text dieser heiligen Schrift dem aus Mekka (Saudi-Arabien) stammenden Kaufmann Mohammed im 7. Jahrhundert wörtlich von Allah uÌbermittelt.Â
Die religiöse Praxis aller Muslime liegt in fuÌnf verpflichtenden Handlungen: Im Glaubensbekenntnis (Schahada) bekennen sich die GlĂ€ubigen zu ihrem einzigen Gott und erkennen Mohammed als seinen Gesandten an. Alle GlĂ€ubigen verrichten fuÌnfmal am Tag ihr Gebet (Salat). Jeder GlĂ€ubige zahlt Abgaben an BeduÌrftige (Zakat). Der neunte Monat des islamischen Kalenders (Ramadan) ist fuÌr alle Muslime Fastenzeit (Saum). Und alle GlĂ€ubigen sollten mindestens einmal im Leben nach Mekka pilgern (Haddsch).
Neugierig?
Hier können Sie der Gemeinde begegnen.
Hier erfahren Sie mehrÂ ĂŒber die bosniakische Glaubensgemeinschaft.
Und hier gibt es Hinweise fĂŒr die Gestaltung von Bildungsszenarien.