Gethu Muralidharan, eine Studentin aus Indien, kann ihre Religion auch ohne einen bestimmten Ort praktizieren. Für große Feste fährt sie zum Tempel nach Berlin. Sie betet und räuchert zu Hause vor den Statuen der Göttin Sarasvati und des Gottes Ganesha. Indische Räucherstäbchen kauft sie in einem der vielen Asia-Läden in Dresden, genau wie die Originalgewürze zum Kochen. Ganesha, der Gott mit dem Elefantenkopf, ist bei Hindus sehr beliebt. Er verkörpert die Weisheit und steht für den Anfang des Lebens und die Hindernisse, die es zu überwinden gilt. In Dresden fand zu seinem Fest im September 2023 eine bunte Ganesha- Prozession am Postplatz mit Trommlern und Tänzerinnen statt.
Hinduismus in Sachsen
Indische Studierende und Fachkräfte wie Informatiker für die Chipindustrie leben in ganz Sachsen, doch hauptsächlich in Dresden. Sie gründeten im Jahr 2011 die Indian Association in Dresden (IAD), eine Nonprofit-Organisation zur Unterstützung der hier lebenden Inder. Drei Jahre später wurde sie als Verein eingetragen und zählt heute 2.500 aktive Mitglieder. Die IAD ist keine reine Hindu-Gemeinde, auch Muslime und Christen treffen sich dort. Da es in Indien 22 offizielle Sprachen gibt, tauschen sich die Mitglieder über die sozialen Netzwerke auf Englisch aus.Â
Das soziale Leben, die Feiern und das gemeinschaftliche Essen sind für alle wichtig. Die gegenseitige Unterstützung wird dadurch für jeden erfahrbar. Die religiösen Feierlichkeiten, wie etwa das hinduistische Lichterfest (Diwali), werden intensiv vorbereitet. Die für Feste genutzten Räumlichkeiten werden geschmückt, mit Statuen und Bildern versehen. Gerade während des Diwali-Festes tanzen alle, begleitet von Musikern. Alle sind überzeugt, dass Gottheiten sich über glückliche Menschen freuen. Verschiedene indische Gerichte werden gereicht, alle essen gemeinsam von großen Platten. Die Feiern gestalten das Jahr und geben den Gläubigen Halt. Die Aufgaben für die Vorbereitung der Feste werden gern übernommen. In den Familien werden Traditionen dadurch an die nächste Generation weitergegeben.Â
Für Gethu Muralidharan ist ihre Religion allgegenwärtig und nicht zu trennen von ihrem Alltag als Studentin und Mutter. Dank der sozialen Medien (YouTube) ist es ihr auch möglich, die täglichen Rituale (Puja) unabhängig vom Ort durchzuführen. Dennoch würde sie sich über einen hinduistischen Tempel in Dresden freuen.
Hinduismus
Der Hinduismus hat seine Wurzeln in der vedischen Religion. Der Begriff entstand um 600 vor Christus in Südasien. Der Hinduismus wurde zur weitverbreitesten Religion in Indien. Mit ca. einer Milliarde Praktizierenden ist er nach Christentum (ca. 2,2 Milliarden) und Islam (ca. 1,9 Milliarden) die drittgrößte Religion weltweit.Â
Hindus gehen von einem Kreislauf der Wiedergeburt und einer unsterblichen Seele aus. Damit die Seele sich aus dem Körper befreien kann, werden Verstorbene verbrannt. In jedem Leben ist entscheidend, wieviel gutes Karma man durch gute Taten angesammelt hat, um eine günstige Wiedergeburt als Mensch zu erreichen. Nur als Mensch hat man nämlich die Chance, aus dem Kreislauf herauszukommen, damit die Seele in der höchsten kosmischen Realität aufgehen kann. Bewusste körperliche Praktiken wie Yoga und Meditation helfen aus dem Kreislauf heraus.Â
Zentrale Götter wie Shiva, Vishnu und Brahma und weitere Gottheiten, die eine bestimmte Eigenschaft verkörpern, werden von allen Hindus verehrt. Traditionell kann man nur durch Geburt Hindu sein. Im Hinduismus gibt es weder eine zentrale Autorität noch eine zentrale Vorschrift, doch die Beziehung zwischen Mensch, Natur und dem Göttlichen wird von allen anerkannt.
Neugierig?
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Und hier gibt es Hinweise für die Gestaltung von Bildungsszenarien.