Polnischsprachig Katholische Gemeinschaft Bautzen

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© Benjamin Jenak, lilazwei GmbH / SLpB

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Marcin Ogórek ist seit Februar 2014 Pfarrer der Polnischsprachigen Katholischen Mission in Dresden. Zum sonntäglichen Gottesdienst in der Klosterkirche St. Clara kommt er nach Bautzen. Ihm ist es wichtig, allen polnischsprachigen Katholiken die Feier der Heiligen Messe zu ermöglichen. Viele Gläubige gehen nach dem Gottesdienst zur Beichte, andere bleiben vor der Kirche stehen und tauschen Neuigkeiten aus. Unter ihnen ist auch Barbara Sichla. Sie trifft ihre Freundin Jolanta Rötschke. Barbara Sichla betet mehrmals am Tag. Auf Polnisch. Ihre katholische Erziehung hat ihr vermittelt, dass es noch eine andere Welt gibt.

Die Polnische Katholische Mission (PMK)

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Die Geschichte der polnischen Katholiken in Sachsen hängt eng mit der Geschichte der Industrialisierung zusammen. Im 19. und 20. Jahrhundert kamen Katholiken als Arbeitsmigrantinnen und -migranten nach Sachsen, darunter etwa 10.000 polnischsprachige Gläubige. In Leipzig fanden ab 1910 monatlich Messen auf Polnisch statt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die polnischsprachige Seelsorge unterbunden. 

Seit 1965 kamen aufgrund des Vertrags zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen Arbeiter für die ostdeutsche Industrie und befristet für Bau- und Montagearbeit in die DDR. Die religionskritische Politik der DDR erschwerte die katholische Gemeindearbeit. Ab 1972 ermöglichte die PMK wieder regelmäßig Gottesdienste auf Polnisch. Heute gibt es in vielen Städten polnischsprachige Gemeinden, die durch die Zuwanderung seit 1990 geprägt werden. 

Zur PMK im Bistum Dresden-Meißen, das auch Bautzen umschließt, gehören 5.736 Gläubige. Die meisten Mitglieder (60%) sind unter 40 Jahre alt, das Gemeindeleben ist sehr aktiv und investiert viel in die nächste Generation. Samstags werden die polnische Sprache, Geschichte und Kultur unterrichtet. In den Familien werden die Feste zusammen gefeiert, ein Mohnkuchen ist fast immer dabei. Die Fastentage werden eingehalten, freitags gibt es nie Fleisch. 

Jolanta Rötschke und Barbara Sichla, beide schon zu DDR-Zeiten gekommen, feiern Weihnachten ganz traditionell. Sie stehen drei Tage in der Küche, um 12 Apostelspeisen vorzubereiten: Borschtsch und Pilzsuppe, Piroggen, Fisch – Karpfen und Dorsch – Kartoffelsalat, Kartoffeln, Pilzsoße. Danach gibt es Kompott, Pflaumen und zwei trockene Früchte. Auf der Tischdecke liegt Heu und es gibt immer ein Gedeck mehr als Gäste kommen. Dieses bleibt frei – für den fremden Gast, vielleicht auch für Christus, wenn er denn käme. Wenn es an der Tür klopft, werden alle hereingebeten. Vor dem Essen liest der Familienvater das Evangelium. Zur Christmette gehen sie in den Bautzener Dom. Sie fühlen sich in Bautzen zu Hause, doch ihre Heimat bleibt Polen.

Die Römisch-Katholische Kirche in Polen

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Der Papst in Rom ist das Oberhaupt der katholischen Kirche, die mit rund 1,1 Milliarden Mitgliedern die größte Kirche der Welt bildet. Sie führt ihre Gründung auf Jesus Christus zurück, der den Apostel Petrus als ersten Bischof (Papst) einsetzte. Die ununterbrochene Abfolge der Bischöfe garantiert die direkte Nachfolge der Apostel. Nach der katholischen Glaubenslehre begegnen die Gläubigen Jesus Christus durch sieben religiöse Zeremonien (Sakramente): Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Buße, Weihe, Krankensalbung. 

Seit dem 5. Jahrhundert verbreitete sich das Christentum in Europa und erreichte im 10. Jahrhundert Polen. Mieszko I. heiratete Dobrawa, die Tochter des böhmischen Herzogs Boleslav, und ließ sich 966 im Rahmen dieser Hochzeit katholisch taufen. 1024 wurde Bolesław I., Mieszkos ältester Sohn, vom Papst zum ersten König vom Königreich Polen gekrönt. Heute gehören in Polen 71,3% der Bevölkerung zur katholischen Kirche. Der polnische Papst Johannes Paul II. (1978-2005) prägte die katholische Kirche als Weltkirche und setzte sich in den 1980er Jahren für eine Demokratisierung Polens ein.

Neugierig?

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Hier können Sie der Gemeinde begegnen.

Hier erfahren Sie mehr über den polnischen katholischen Glauben.

Und hier gibt es Hinweise für die Gestaltung von Bildungsszenarien.