Das vietnamesisch-buddhistische Kulturzentrum in Sachsen e.V. wurde im Jahr 2011 mit 50 Familien gegrĂŒndet. Der Vereinszweck des Pháșt GiĂĄo Viá»t Nam táșĄi Sachsen e.V. ist es, âdie asiatisch Kultur in der Tradition des vietnamesischen Buddhismus zu pflegenâ. Zehn Jahre, von 2013 bis 2023 befanden sich die GemeinderĂ€ume in Dresden, in der GroĂenhainer StraĂe. In Bad Gottleuba-BerggieĂhĂŒbel hat die Gemeinde nun ein neues Domizil gefunden â in der ehemaligen Villa Zwiesel.
Buddhismus in Dresden
Ein GesprĂ€ch mit Hoang Thanh An ĂŒber die buddhistische Gemeinde in Dresden
Von persönlicher ReligiositÀt, Weitergabe der Religion, Tod und dem Leben in der DDR
Ein GesprĂ€ch mit Hoang Thanh An ĂŒber die buddhistische Gemeinde in Dresden
Von persönlicher ReligiositÀt, Weitergabe der Religion, Tod und dem Leben in der DDR
Herr Hoang Thanh An ist der stellvertretende Vorsitzende und Sprecher der Gemeinde.
zu Herrn An:
- 1956 geboren
- Studium Maschinenbau, Umwelttechnik
- seit der Wende im RotaryclubÂ
- Mitglied des AuslĂ€nderbeirats der Stadt DresdenÂ
- beteiligt sich am Runden Tisch der Religionen
- Mitunterzeichner des "Dresdner Worts der Religionen" (3. 10. 2026)
Wo waren die RĂ€ume der Gemeinde in Dresden ursprĂŒnglich und warum ist es so wichtig, in Sachsen eigene RĂ€umlichkeiten zu haben?
Die Gemeinde war von 2013 - 2023 auf der GroĂenhainer StraĂe in Dresden
Ich bin sehr glĂŒcklich, nun in Bad Gottleuba-BerggieĂhĂŒbel eine Heimat gefunden zu haben. Die buddhistische Kultur hat einen ganz groĂe Bedeutung fĂŒr mich. Aber auch die Erinnerung an die Ahnen. Ich bin in jedem Moment bewusst budhhistisch. FrĂŒher mussten wir immer zu den Festen, insbesondere zum Vollmondtag, nach Hannover fahren.
Beschreiben Sie bitte Ihre eigene ReligiositÀt.
Ich habe eine Buddha-Statue zu Hause und muss nicht in eine Pagode gehen.
Bei der Meditation wiederhole ich Sutras vor Buddha. Ich praktiziere sozusagen jede Minute, jede Stunde, jeden Tag.
Das Ziel ist es, zu trainieren, um Hass zu ĂŒberwinden.Â
Ich beachte die buddhistischen Grundlagen, 5 Gesetze: SĂŒnde, BuĂe vollziehen. Mit Achtsamkeit beobachten: Es gibt immer eine Ursache. Achtsamkeit bedeutet, den Geist zum Körper zurĂŒckzubringen. Man kann zum Beispiel die Atmung bewusst steuern.. Wenn ich beschimpft werde, versuche ich, nicht sofort zu reagieren. Ich such nach dem Grund, der Achtsamkeit den Raum zu lassen. MitgefĂŒhl fĂŒr den Menschen ist wichtig, zuÂ ĂŒberlegen: Warum lĂ€Ăt Du das bei mir? Schlechte Gedanken sind zu vermeiden. Ich und andere Buddhisten leben nach dem Grundsatz: 'Liebe gegen Hass - Lösung der Konflikte'.
Bevor ich ins Bett geht, denke ichÂ ĂŒber den Tag nach, wie bei einem Film: Was habe ich erlebt, was ist passiert, was geht mir nach. Bei Konflikten mache ich das, um eine AnnĂ€herung zu bekommen oder eine Entschuldigung zu praktizieren. âWir haben keinen Gott, aber wir glaubenâ.
Wie sind Sie erzogen worden und wie wird die Religion weitergegeben?
Ich wurde buddhistisch als Kind erzogen. Bislang hat ich keine Glaubenskrise : 'Ich bin meinen Ahnen echt dankbar, dass sie mich so erzogen haben.' Der Ahnenglaube und die Verehrung der Ahnen spielt eine groĂe Rolle im Alltag und im sozialen Leben. Die Ahnen sind sozusagen immer da und bei wichtigen Lebensentscheidungen werden sie mit einbezogen, durch Opfergaben, Ehrerweisungen. In fast jedem Haushalt und in den viet. Restaurants gibt es einen Ahnenaltar.
Wir haben keine Verbote, sondern streben nach einer Welt, in der alle friedlich zusammenleben.
Ich beschÀftige mich mit der Frage, warum Jugendliche in vielen Religionsgemeinschaften fehlen, wie die Vermittlung des Glaubens gelingen kann. Meine Kinder sind in zwei Kulturen aufgewachsen, deswegen wird auch ein wenig Weihnachten gefeiert.
Irgendwann legen die Jugendlichen ein Versprechen ab. Es ist wichtig zu lernen, wie ein glĂŒckliches Leben gelingen kann, wie man das Leben 'beherrschen' kann. Die Gedanken - Sprache - Handeln hĂ€ngen zusammen. Die Maxime ist: nichts Böses sagen, nichts Böses tun, kein böses Handeln. Handeln lĂ€sst sich nicht korrigieren. Karma ist alles, was man gemacht hat, was man gesprochen hat, was man Gutes oder Böses gemacht hat. Ein guter Mensch wird wiedergeboren, ununterbrochen, als FortfĂŒhrung unserer Ahnen.
Man muss selbstlos sein. Ein Ich besteht nicht.
Wie ist das mit der Integration in Deutschland?
80% der vietnamesischen Kinder gehen in ein Gymnasium, 60% machen Abitur. Es ist wichtig, gut zu arbeiten in der Bundesrepublik Deutschland. Der Erfolg der Erziehung ist der Indikator der Integration.
Wir veranstalten Sommer- und Jugendcamps zum Thema Religion/Buddhismus. In den Sommerferien wird dann eine Woche neben Spielen auch buddhistische Unterweisung praktiziert, aber auch Kulturabende, Tanzen etc.
Wie ist das mit dem Sterben und dem Tod
Ich engagiere mich fĂŒr eine Möglichkeit, nach buddhistischem Ritus zu bestatten. Entstanden ist die Möglichkeit auf dem Heidefriedhof in Dresden als "Ort der RĂŒckkehr". Das war die erste buddhistisch Grabstelle in Osteuropa und wurde am 27. September 2015 eingeweiht. Â
Die Statue des Buddha Shakyamuni ist dort an zentraler Stelle errichtet, Acht Wege gehen von dort ab. Vier Bodhisattvas Statuen sind an den Enden aufgestellt: Bodhisattva Avalokiteshvara (Barmherzigkeit), Bodhisattva Manjushi (Weisheit), Bodhisattva Samantabhadra (Handlung) und Bodhisattva Kshitigarbha (Opferung).
Der Friedhof ist im Einklang mit der buddhistischen Lehre vom Nirvana, dem Kreislauf des Lebens, wer wir sind, woher wir kommen. Ein ewiger Kreislauf. Alles Leben und alle Suche ist vergĂ€nglich, es kommt und geht wieder weg. Das Leben des Menschen ist ein ununterbrochener Prozess.Â
Wie war das mit der ReligionsausĂŒbung in der DDR und nach der Friedlichen Revolution?
RĂ€ucherstĂ€bchen waren wĂ€hrend der DDR Zeit verboten. Wurden sie von vietnamesischen GlĂ€ubigen doch angezĂŒndet, bekamen diese ein Disziplinarverfahren. Buddhismus galt als Aberglaube. Es gab keine Möglichkeit, offiziell den Buddhismus zu praktizieren. Aber auch die Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam unterband oder verbot religiöse Praktiken.
Nach der Wende entstand eine neue Gesellschaftsordnung mit dem Grundgesetz. Wir sind sehr dankbar fĂŒr das geeinte Deutschland und dass wir unsere Religion in Freiheit praktizieren können. Es gibt ĂŒberhaupt keine Hindernisse, was wir machen dĂŒrfen.
Welche Bedeutung hat der Buddhismus heute in Sachsen?
Heute haben wir eine stark polarisierte Gesellschaft. In Sachsen ist der gesellschaftliche Zusammenhalt aller Menschen daher sehr wichtig. Die VölkerverstĂ€ndigung ist sehr wichtig. Wir engagieren uns immer vor Ort und in vielen sozialen Projekten. Wir möchten jetzt gerne auch etwas in BerggieĂhĂŒbel unternehmen. Wir haben viele Erfahrungen mit Konfliktlösungen um zu verhindern, dass Menschen in die Konfrontation gegeneinander gehen.
Wir möchten neue Begegnungsformen entwickeln in BerggieĂhĂŒbel, wie gemeinsame Kochkurse und Mediatationskurse fĂŒr alle. Auch die Umwelt bzw. Natur soll unbedingt mit einbezogen werden. Themen wie Bach, Berg, Naturschutz, Wanderwege, Wald, Gemeindeleben sind wichtig. Wir planen ein Stadtteilfest und ein Dorffest, das im GelĂ€nde der Villa gefeiert werden soll. Aktuell haben wir Sorgen wegen des Daches.
Die 1908 erbaute Villa ist gerĂ€umig und bietet beste Voraussetzungen fĂŒr einen Tempel. Dass der Tempel dort 2023 eingeweiht werden konnte, beruht auf einem Zufall: Frau Luong, die Vorsitzende der buddhistischen Gemeinde, war zur Kur in der Gegend und entdeckte die Villa bei einem Spaziergang.
Einweihung des Tempels in Bad Gottleuba-BerggieĂhĂŒbel
Die Einweihung des Tempels im September 2023 war ein groĂes und Ereignis fĂŒr die Gemeinde. Sie fiel zusammen mit dem Vu-Lan-Fest - eine Feier zu Ehren der Ahnen, die von allen glĂ€ubigen Vietnamesen begangnen wird.
Die Veranstaltungen der Dresdner vietnamesisch-buddhistischen Gemeinde stehen grundsÀtzlich allen Interessierten offen. Kinder und Jugendliche werden durch Freizeitangebote wie Sommerlager in das Gemeindeleben eingebunden. Den Mitgliedern des Vietnamesisch Buddhistischen Kulturzentrums in Sachsen e.V. ist zivilgesellschaftliches Engagement im interreligiösen Dialog besonders wichtig. Die Gemeinde pflegt den Kontakt mit zahlreichen anderen Religionsgemeinschaften in Dresden sowie anderen Teilen Sachsens.
Der Tagesablauf fĂŒr Nonnen und Mönche in Bad Gottleuba-BerggieĂhĂŒbel
Der Tagesablauf fĂŒr Nonnen und Mönche in Bad Gottleuba-BerggieĂhĂŒbel
Es gibt vier Zeremonien am Tag.
4.00 Uhr:Â Meditation (Sutras)
6.00 Uhr:Â FrĂŒhstĂŒck
danach:Â Arbeit, Schule
12.00 Uhr:Â Buddha Gebet
nachmittags: Sitzmeditation, Sutras
danach:Â Arbeit
abends: Mediation
FrĂŒh schlafen gehen.
Wie muss man sich das religiöse Leben in buddhistischer Gemeinschaft vorstellen?
Tempel, Gebete, Essen, Kleidung, Feste
Wie muss man sich das religiöse Leben in buddhistischer Gemeinschaft vorstellen?
Tempel, Gebete, Essen, Kleidung, Feste
im Tempel
Im Gebetsraum gibt es Buddha-Figuren, Obst, RÀucherwerk.
Es gibt Teppich, Tischchen und Sitzkissen.
Das Swastika-Symbol ist auch ein Zeichen, auf den Buddha zu sehen. Es bedeutet Wohlstand, glĂŒcklich zu sein, innere Ruhe zu erlangen.
Tagesablauf
Der Morgen beginnt mit einer Mediation in der frĂŒhen Stunden. Mittags wird auch gebetet. Es folgt ein Gebet fĂŒr die Seelen und der Tag schlieĂt mit einer Abendmeditation im Gebetsraum.
Eine Zeremonie dauert bis zu 80Â Minuten.
Es gibt 24 Stunden am Tag Gebete. Ein Band lÀuft ununterbrochen.
Viele RĂ€ucherstĂ€bchen werden angezĂŒndet.
Unterweisungen und AktivitÀten
FĂŒr jeden Bedarf gibt es eine Unterweisung von Buddha. 84.000 solcher Unterweisungen sind gesammelt. Je nach Anlass kann die passende Unterweisung ausgesucht werden. Auch das Rezitieren der passenden Sutra bei Krankheit fĂŒr andere ist möglich.
Die religiöse Praxis hat immer zwei AktivitĂ€ten: gemeinschaftlich und individuell. Jeder praktiziert also auch fĂŒr sich selbst, zu Hause.
Zwischen den Arbeitszeiten der Mönche und Nonnen entwickeln sie Seminare entwickeln, unterrichten, betreuen Menschen auch online vernetzen sich und bereiten die religiöse Unterrichtung Interessierter vor.
Bei Vollmond und an anderen Mondtagen treffen sich die Praktizierenden im Tempel.
Bedeutung der Farben
Bei Zeremonien wird braun getragen, ein braunes Gewand, welches vorher angelegt wurde. MĂ€nner und Frauen tragen die gleiche Farbe. Ein blaues Gewand geht auch. Ein goldenes Gewand tragen Nonnen.
Feste
- Vesakfest (höchster Feiertag)
- Geburt
- Erleuchtung und Tod (Nirwana)Â Buddhas
- Neujahrsfest
- FrĂŒhlingsfest
- Erntedankfest
- Friedensfest (meistens im Rathaus gefeiert)
- Geburtstag Buddha (Anfang Mai)
Essen
vegetarisch, oft: Tofu mit Tomaten, GemĂŒse und Champignons.
Ein buddhistischer Friedhof in Dresden
Im Jahr 2015 wurde auf dem Dresdner Heidefriedhof die erste buddhistische BegrĂ€bnisstĂ€tte in Sachsen eingeweiht. Der Bau der Anlage, die Statuen verschiedener Bodhisattvas sowie eine groĂe Statue des Buddha Shakyamuni (d.i. Siddhartha Gautama, der historische Buddha) beherbergt, wurde von der Stadt bezuschusst, gröĂtenteils jedoch durch Spenden finanziert.
Bericht MDR Sachsenspiegel den buddhistischen Friedhof in Dresden
Bericht MDR Sachsenspiegel den buddhistischen Friedhof in Dresden
Das buddhistische Kloster Amitayus
Das buddhistische Kloster Amitayus
In Schmiedeberger Ortsteil Schönfeld im Osterzgebirge gibt es das buddhistische Kloster Amitayus. Es wurde 2010 durch den Mönch Thich Hanh Tan gegrĂŒndet. Dort leben mittlerweile 18 Nonnen und Mönche. Sie unterliegen per GelĂŒbde â mit einigen Ausnahmenâ einer Schweigepflicht. Meditieren, das ist fĂŒr sie sehr wichtig. Sie arbeiten mit dem Geist, mindestens acht Stunden am Tag. Das ist auch eine Verpflichtung gegenĂŒber den Spendern.
GÀste können das Kloster besuchen und auch meditieren.
Der genaue Ort: Schönfeld 104 in 01762 Schmiedeberg
Was hat der Buddhismus mit Sachsen zu tun?
In Sachsen blickt der Buddhismus auf eine vergleichsweise lange Geschichte zurĂŒck. Bereits im Jahr 1903 grĂŒndete Karl SeidenstĂŒcker (1876-1936) in Leipzig den Buddhistischen Missionsverein fĂŒr Deutschland und damit die erste hiesige buddhistische Organisation. Trotz dieser bereits frĂŒhen PopularitĂ€t des Buddhismus unter westlichen Konvertiten, die ab den 1970er Jahren noch einmal verstĂ€rkt aufflammte und bis heute anhĂ€lt, hat der ĂŒberwiegende Teil der heute in Deutschland lebenden Buddhisten seine Wurzeln in asiatischen LĂ€ndern. Der vietnamesische Buddhismus, die wahrscheinlich gröĂte buddhistische Gruppe in Deutschland, hat sich hier durch Zuwanderung von Vietnamesen etabliert, die aus verschiedenen GrĂŒnden verstĂ€rkt seit den 1970er Jahren nach Deutschland kamen.
Der vietnamesische Buddhismus in Deutschland
Die Institutionalisierung des vietnamesischen Buddhismus in Deutschland beschrĂ€nkte sich zunĂ€chst auf die BRD. Der vietnamesische Mönch Thich Nhu Dien reiste 1977 nach Deutschland und grĂŒndete hier im Jahr darauf die erste vietnamesisch-buddhistische AndachtsstĂ€tte in einer Zweizimmerwohnung in Hannover. In den 1980er Jahren folgten weitere AndachtsstĂ€tten und Ortsvereine im gesamten Bundesgebiet. Im Juli 1991 wurde in Hannover schlieĂlich die erste Pagode im traditionellen vietnamesischen Baustil in Deutschland eingeweiht, die zunĂ€chst auch eine zentrale Anlaufstelle fĂŒr die religiösen BedĂŒrfnisse der Vietnamesen aus der ehemaligen DDR darstellte. Nach der deutschen Wiedervereinigung entstanden in der ehemaligen DDR ebenfalls zahlreiche vietnamesisch-buddhistische Initiativen.Â
Hintergrund
Vietnamesen in der alten Bundesrepublik und in der DDR
Hintergrund
Vietnamesen in der alten Bundesrepublik und in der DDR
Hinsichtlich der Migrationsursachen und -umstĂ€nde der vietnamesischen Migranten muss zwischen der Bundesrepublik (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) unterschieden werden. Infolge des sich seit den 1950er Jahren verschĂ€rfenden Kriegs in Vietnam und der MachtĂŒbernahme der Kommunisten in Vietnam im Jahr 1975 flohen vielen Vietnamesinnen und Vietnamesen aus ihrer Heimat in die Bundesrepublik Deutschland. Man nannte sie "Bootpeople". Darunter waren neben Buddhisten auch ein gröĂerer Anteil vietnamesischer Katholiken.
Eine herausragende Figur in diesem Kontext istRupert Neudeck, GrĂŒnder des Hilfsorganisation "Cap Anamur". Er rettete tausenden vietnamesischen BootsflĂŒchtlingen das Leben auf offener See.
In die DDR hingegen kamen im Rahmen eines Austauschprogramms seit den 1950er Jahren Studierende aus dem damals bereits kommunistischen Nordvietnam. In den frĂŒhen 1980er Jahren erhöhte sich mit einem Regierungsabkommen zwischen der Sozialistischen Republik Vietnam (SRV) und der DDR die Anzahl der nach Deutschland kommenden Vietnamesen noch einmal deutlich. Neben Studierenden kamen nun auch zahlreiche sog. Vertragsarbeiter in die DDR. WĂ€hrend die buddhistischen und katholischen Vietnamesen in der BRD mitunter vor religiöser UnterdrĂŒckung und Verfolgung geflohen waren, spielte fĂŒr viele der Studierenden und Vertragsarbeiter in der DDR, gemÀà der religionskritischen bis -feindlichen Haltung der SRV und der DDR, Religion hĂ€ufig eine eher untergeordnete Rolle.
In der BRD lebten 1989, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, etwa 35.000 vietnamesische FlĂŒchtlinge, von denen etwa 2.000 bereits eingebĂŒrgert waren. Aus der DDR kamen rund 60.000 ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter hinzu, sowie in den folgenden Jahren weitere ehemalige Vertragsarbeiter aus anderen ehemaligen Ostblockstaaten. Somit lebten im Jahr 1999 etwa 115.000 Menschen mit vietnamesischem Hintergrund in Deutschland, von denen rund 29.000 bereits einen deutschen Pass besaĂen. Ende 2022 lebten rund 208.000 Menschen mit vietnamesischem Migrationshintergrund, d.h. sowohl mit deutscher als auch mit vietnamesischer Staatsangehörigkeit, in Deutschland, davon 9.585 mit vietnamesischer Staatsangehörigkeit und mit ??? (zahl noch checken!) deutscher Staatsangehörigkeit in Sachsen.
Vietnamesische Buddhisten in Sachsen: Sprachen und Feste
Am 11. April 2011 wurde in Dresden das Vietnamesisch Buddhistische Kulturzentrum in Sachsen e.V. als Zusammenschluss mehrerer solcher Gruppen gegrĂŒndet. An der GrĂŒndung des eingetragenen und gemeinnĂŒtzigen Vereins waren 50 Familien beteiligt, heute umfasst die Gemeinde etwa 2000 Mitglieder, die aus ganz Sachsen sowie Polen und Tschechien stammen. Die Gemeinde finanziert sich ausschlieĂlich ĂŒber MitgliedsbeitrĂ€ge und Spenden. Die Mehrheit der Gemeindemitglieder stammt aus vietnamesischen Zuwanderungsfamilien, jedoch sind in der Gemeinde auch Menschen ohne vietnamesischen Hintergrund aktiv. Da auch die vietnamesischen Sprachkenntnisse der 2. und 3. Einwanderergeneration teilweise begrenzt sind, findet das Gemeindeleben grundsĂ€tzlich zweisprachig auf Vietnamesisch und auf Deutsch statt. Auch in der religiösen Praxis, etwa beim Singen oder Vorlesen der Sutras, wird stets versucht, der Mehrsprachigkeit der Gemeinde Rechnung zu tragen, indem zentrale Inhalte ĂŒbersetzt werden.
Das Vietnamesisch Buddhistische Kulturzentrum in Sachsen e.V. versteht sich dem Zen-Buddhismus (vietnamesisch: Thien) zugehörig, in dem die Meditationspraxis eine zentrale Rolle spielt. Die religiöse Betreuung wird von den Mönchen und Nonnen der Gemeinde ĂŒbernommen, die auch die Zeremonien und Feste durchfĂŒhren.Â
Im vietnamesischen Buddhismus wird die Unterscheidung zwischen Laien und Ordinierten betont, weshalb die stĂ€ndige Anwesenheit von Mönchen und Nonnen fĂŒr das religiöse Leben unerlĂ€sslich ist, da nur sie wichtige Zeremonien und Rituale durchfĂŒhren können. Ihre Ausbildung erfolgt in Vietnam und Taiwan.Â
Entspannung â Konzentration â Erlösung
Buddhismus - Was ist das eigentlich?
Der Buddhismus geht auf den historischen Buddha zurĂŒck, der als Siddharta Gautama vermutlich im 5. Jahrhundert v. u. Z. im Norden des heutigen Indiens lebte. Buddha ist kein Name, sondern ein Titel, der wörtlich aus dem Sanskrit ĂŒbersetzt âder Erwachteâ bedeutet und mit dem Siddhartha Gautama ab dem Zeitpunkt seiner Erleuchtung bezeichnet wird. Den zahlreichen Strömungen im Buddhismus ist gemeinsam, dass sie sich auf den Buddha und dessen Lehre (Sanskrit: Dharma) berufen, die jedoch in den einzelnen Strömungen unterschiedlich ausgelegt wird. Diese Lehre ist in Form von Reden (Sanskrit: Sutra) des Buddha ĂŒberliefert, die zunĂ€chst mĂŒndlich weitergegeben wurden. Erst in spĂ€teren Jahrhunderten hat man sie aufgeschrieben. Die einzelnen buddhistischen Strömungen sehen jeweils unterschiedliche Sutras als besonders wichtig an.
Der achtfache Pfad: Was muss man denn tun, damit sich das Rad dreht?
Woran glaubt man eigentlich, wenn man Buddhist ist?
Zentral ist im Buddhismus der Glaube an einen ewigen Kreislauf der Wiedergeburt (Sanskrit: Samsara). Ob das Ich in einer höheren oder niederen Existenzform wiedergeboren wird, hĂ€ngt vom individuellen Karma ab. Das ist ein ethisches Prinzip, demzufolge gute Taten positive und schlechte Taten negative Folgen nach sich ziehen. Gute Taten können z.B. Spenden oder Opferhandlungen, aber auch PraxisĂŒbungen wie Meditation oder Rezitation sein. Negatives Karma kann z.B. dadurch entstehen, einem anderen Wesen Schaden zuzufĂŒgen. Das Ziel ist jedoch nicht, in einer möglichst hohen Existenzform wiedergeboren zu werden, da jede Existenz im Samsara grundsĂ€tzlich als leidvoll angesehen wird. Das Ziel ist der Austritt aus dem Samsara, der zugleich den Eintritt in das Nirvana bedeutet.Â
Buddhistische Lehre
Vier Edle Wahrheiten
Buddhistische Lehre
Vier Edle Wahrheiten
Die GrundzĂŒge der buddhistischen Lehre sind in den Vier Edlen Wahrheiten enthalten:
- die Wahrheit vom Leiden
- die Wahrheit von der Ursache des Leidens
- die Wahrheit von der Aufhebung des Leidens und
- die Wahrheit vom Weg zur Aufhebung des Leidens.
Diese Wahrheiten kann man sich wie einen Arztbesuch vorstellen. Was tut ein Arzt:
- eine Krankheit diagnostizieren
- der Ursache genauer auf den Grund gehen
- die Wege und Möglichkeit der Heilung bestimmen
- eine Therapie verordnen
Die wichtigsten religiösen Feste der Gemeinde sind
- das vietnamesische Neujahrsfest (vietnam. Tet Nguyen Dan; auch nur als Tet = âFestâ bezeichnet), das nach dem Mondkalender entweder Ende Januar oder Anfang Februar stattfindet,
- das Vesak Fest, das den Geburtstag, die Erleuchtung und den endgĂŒltigen Eintritt in das Nirvana des Buddha feiert und im April stattfindet sowie
- der im Herbst stattfindende Tag zum Gedenken der Ahnen (vietnam. Vu Lan oder Tet Trung Nguyen).
Und wie hat sich das alles entwickelt?
Im Laufe seiner knapp 2500-jĂ€hrigen Geschichte hat sich der Buddhismus ĂŒber groĂe Teile Asiens verbreitet. Dabei ist er in zahlreichen Regionen heimisch geworden und weist dort jeweils spezifische PrĂ€gungen auf. In Ostasien und damit auch in Vietnam sind v.a. Schulen des Mahayana-Buddhismus vorherrschend, in dem neben dem eingangs erwĂ€hnten historischen Buddha zahlreiche weitere Buddhas und zudem noch sog. Bodhisattvas verehrt werden. Bodhisattvas sind Wesen, die zwar Erleuchtung erlangen, auf den Eingang in das Nirvana jedoch vorerst verzichten, um auch anderen Wesen auf ihrem Weg zur Erleuchtung zu helfen. Im vietnamesischen Buddhismus spielen neben dem historischen Buddha die Verehrung des Buddha Amithaba sowie des weiblichen Bodhisattva Quan Ăm eine zentrale Rolle. Ein weiteres Merkmal des vietnamesischen Buddhismus ist eine ausgeprĂ€gte Ahnenverehrung.